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Werkstatt II               Impressionen // Pecha Kucha

Pecha Kucha der RaumUmOrdner, 8. Mai, 2015

Foto: © Andrzej Łazowski

Werkstatt II               Typologie der RaumUmOrdnung

Ländliche Projekt(t)räume

Materialisierungen

Vitalisierungen

Entmaterialisierungen

commons

Hier steht eine neue Raumerfahrung im Vordergrund. Das kann die als neu erlebte ‚ländliche Umgebung’ sein, oder die Adaption eines Objekts, einer ‘reizvollen Immobilie’. Es kann aber auch dieErfahrung sein, in einem ungewohnten ‘sozialen Kontext’ zu agieren oder die Feststellung eines sozialen Ungleichgewichts, einer gesellschaftlichen Schräglage/Dysfunktion.

Die Faszination der neuen Raumerfahrung äußert sich in dem Wunsch ‚etwas machen zu wollen’ ohne noch genau zu wissen, mit welchem Inhalt der jeweilige Raum gefüllt werden kann/soll. Trotzdem wird mit dem Handeln begonnen: Man initiiert ein ‚Projekt’, beginnt mit dem Aus- oder Umbau, engagiert sich im gesellschaftlichen Kontext, setzt eine künstlerische Idee um.

Bei diesem Typus geht es primär um die Anverwandlung neuer Räume, eine Beschäftigung, die aber durchaus Dauercharakter annehmen kann, zumindest aber ein länger andauernder Prozess ist. Wichtig ist das Ausloten und Erkunden. Welche Dinge sind an einem bestimmten Ort möglich oder notwendig - damit beschäftigt man sich. Dabei wird häufig mit großer Achtsamkeit der lokale Kontext bedacht und es werden in diesem Prozess die für den jeweiligen Kontext passenden Werkzeuge entwickelt/gefunden.

 

(Bahnhof Hangelsberg, Tabakfabrik Vierraden, Kammergarten, Stechlin-Institut)

 

 

 

Hier werden temporär begrenzte Aktionen/Projekte durchgeführt. Häufig handelt es sich dabei um Kunstausstellungen an peripheren Orten, oder um Theaterproduktionen, Performances etc.

Dabei findet Kunst noch im Sinne einer künstlerischer Produktion statt, zu der auch andere, externe Künstler eingeladen werden.

Mit den Mitteln und Ausdrucksformen zeitgenössischer Kunst werden gesellschaftliche, historische und/oder architektonische Räume durchdrungen und erschlossen. Durch Hinzufügen, Abändern, Provokationen oder andere Interventionen, die sichtbar und spürbar sind, werden Erkenntnisprozesse in Gang gesetzt und Wahrnehmung geschärft. Und das sowohl bei den beteiligten Künstlern, die sich diesen speziellen Räumen beim Erstellen ortsspezifischer Arbeiten aussetzen, als auch bei den lokalen und den angereisten Rezipienten.

Bei dieser Form von RaumUmOrdnung findet ein Maximum an Kontakt-, Wissens- und Inspirationstransfer statt zwischen alteingesessener Bevölkerung, RaumUmOrdnern und Rezipienten aus der Großstadt, der gelegentlich allerdings auch als gegenseitige Zumutung erlebt werden kann.

Diese RaumUmOrdnung sucht sich oft wechselnde Ziele/Räume für ihre

Aktivitäten.

 

(Endmoräne, Kunstpflug, Kula, Schlachten, Hupe)

 

 

 

Hier wird längerfristig an einem (raumUmgeOrdneten) Ort agiert, der mit wechselnden Projekten bespielt wird.

Während am Anfang häufig noch die „klassische“ Kunstproduktion im Vordergrund steht, weicht diese allmählich einer Entmaterialisierung. Es entwicklen sich reine Kommunikationsräume, kleine Dorf-Agoren werden geschaffen, an den neue Lebensformen verhandelt und ausprobiert werden sollen. 

Dabei stellt sich die Frage, ob diese Entwicklung eine Reaktion auf eine Kunstförderung ist, die zwar Nachhaltigkeit fordert aus Angst vor sich institutionalisierenden Initiativen aber nicht fördert und

lokale Quellen (Landkreise, städtische Budgets, Jobcenter) sich als verlässlichere Partner für wiederkehrende Antragsstellungen erwiesen, gleichzeitig aber größeren Wert auf soziale Aspekte und die Einbeziehung von lokalen Bevölkerungs(rand)gruppen legen. 

Es könnte aber auch sein, dass das Anlocken großstädtischen Publikums, das weite Fahrtwege auf sich nehmen muss, nicht dauerhaft gelingen kann. 

Ein dritter Faktor könnte sein, dass Kunst als Wohlfühlfaktor die Provinz erreicht hat: kaum ein Wochenende ohne entsprechende „Kunst“-Veranstaltungen und Bekunstungen. 

In Abgrenzung zu dieser Entwicklung vollzieht sich eine innere Vertiefung, die versucht angesichts des gesellschaftlichen Wandels parallele Lebensformen neben und zur Erwerbsarbeit zu entwickeln. Noch kommt diese Entwicklung vorwiegend aus dem künstlerischen Sektor, aus dem die meisten RaumUmOrdner stammen. Aber die neuen Kommunikationsräume versuchen Plattform zu sein für die Verbreitung von commons-Ideen und gemeinsinnigem Wirtschaften. Sie propagierenTausch-Börsen, Lebensmittelkooperativen und alternative Saatgutzüchter und suchen nach Wegen für andere solidarische Lebensformen. In Zeiten allgemeiner Null-Verzinsung des Kapitals eröffnen sich hier auch Zusammenschlüsse für die solidarische Neugründung von Energieversorgungsbetrieben in kommunaler Hand, wenn der Schulterschluss mit bürgerlichen Kapitalgebern gelingt. Hierfür in offenen Kommunikationsräumen den Boden zu bereiten, wäre ein weiteres mögliches Handlungsszenario für raumUmOrdnerische Betätigungsfelder.

 

(LandKunstLeben, iku, Nowa Amerika, Relais, Stallmuseum, aber auch ZeitBankCzasu)

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